Kreativität, Podcast Kreativität, Kreative Kräfte Nathalie Bromberger Kreativität, Podcast Kreativität, Kreative Kräfte Nathalie Bromberger

5. Über die kreative Kraft des Spielens, Pop-Up-Welten und Pippi-Langstrumpf-Tage

In dieser Folge geht es um die zweite kreative Kraft: das Spielen. Was passiert, wenn wir das Spielen aus dem Leben verbannen und warum wir Spielen, Lernen und Arbeiten nicht trennen können, um die langweiligste Kultur der Welt und um kreative Stadtplanung, um Phantasie-Spiele, die die Wirklichkeit verändern und Pippi-Langstrumpf-Tage, die nicht mehr verschwinden wollen.

Illustration zwei kreative spielende Kinder mit Flügeln, Krone, Steckenpferd

In dieser Folge geht es um die zweite kreative Kraft: das Spielen. Was passiert, wenn wir das Spielen aus dem Leben verbannen und warum wir Spielen, Lernen und Arbeiten nicht trennen können, um die langweiligste Kultur der Welt und um kreative Stadtplanung, um Phantasie-Spiele, die die Wirklichkeit verändern und Pippi-Langstrumpf-Tage, die nicht mehr verschwinden wollen.

Kreative Einladung - Die Aufgabe des Podcast ist: Mache einen Pippi-Langstrumpf-Tag (ab Minute 16:25)


Illustration: Ich sitze mit Colette-Locken auf dem Sofa und schreibe. Darüber steht: An meinen Colette-Tagen schreibe ich auf dem Sofa und fühle mich dabei sehr elegant. Ich habe dann auch eine elegante Katze, die ein wenig zickig ist.


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4: Wie du Raum in deinem Kopf schaffst, ohne deine Ideen zu verlieren - Die Kiste der Möglichkeiten

Ist an sich ja toll, wenn man viele Ideen hat, aber gehe ich praktisch damit um? Wie kriege ich die Ideen aus dem Arbeitsspeicher ohne sie zu verlieren? Dabei hilft mir die Kiste der Möglichkeiten. Das ist tatsächlich was der Name sagt: Eine Kiste. Und darin bewahre ich die Ideen auf speziellen Kärtchen. Sodass ich sie aus dem Kopf bekomme und doch jederzeit schnell wieder aufgreifen kann.

Es ist an sich ja toll, wenn man viele Ideen hat. Aber gehe ich praktisch damit um? Wie kriege ich die Ideen aus dem Arbeitsspeicher, ohne sie zu verlieren? Dabei hilft mir die Kiste der Möglichkeiten. Das ist tatsächlich was der Name sagt: Eine Kiste. Und darin bewahre ich die Ideen auf speziellen Kärtchen. Sodass ich sie aus dem Kopf bekomme und doch jederzeit schnell wieder aufgreifen kann.

Hier kannst du das pdf für die Ideenkarten zum Ausdrucken herunterladen

Anleitung:

  • Drucke das pdf mit beidseitigem Druck aus, am besten randlos.

  • Lege das A4 Blatt hochkant vor dich.

  • Schneide die beiden Karten an der horizontalen Mittellinie in zwei Stücke.

  • Falte jede Karte so an der vertikalen Mittellinie zusammen, dass die Fragen auf der Innenseite sind.

  • In den Kreis auf der Vorderseite kannst du den Namen deiner Idee schreiben. Stell dir den Wecker (ich gebe mir 30 Minuten) und beantworte die Fragen auf der Innenseite.

  • Die Rückseite ist dafür gedacht, Ergänzungen aufzuschreiben, die dir später noch einfallen.

Natürlich kannst du dir mehr Raum geben. Dazu kannst du zum Beispiel ein A5 Blatt in der Mitte falten und mit einem Gummiband als zusätzliche Innenseiten an der Karte befestigen.

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3: Übungs-Ideen – Warum dein Gehirn mehr Ideen produziert als du je umsetzen kannst

Früher hatte ich ein mieses Gefühl, wenn ich an die vielen halbfertigen Ideen in meinen Schubladen dachte. Ist das nicht sinnlos, Ideen nur anzudenken und dann nicht auszuführen? Aber inzwischen weiß ich, dass diese Ideen gar nicht alle dazu gedacht sind, ausgeführt zu werden. Sie haben drei andere wichtige Aufgaben im kreativen Prozess.

In der kreativen Einladung geht es darum diese Woche um eine liebevolle Beschäftigung mit den nicht ausgeführten Ideen.

Über vorgekochte Ideen und das Trainingslager in deinem Kopf.

Illustration: Kreative Frau betrachtet einen Haufen Ideen, die alle rufen "Ich!" "Ich!"

Früher hatte ich ein mieses Gefühl, wenn ich an die vielen halbfertigen Ideen in meinen Schubladen dachte. Ist das nicht sinnlos, Ideen nur anzudenken und dann nicht auszuführen? Aber inzwischen weiß ich, dass diese Ideen gar nicht alle dazu gedacht sind, ausgeführt zu werden. Sie haben drei andere wichtige Aufgaben im kreativen Prozess.

Illustration vom Gehirn kreativer Menschen. Verschiedene Teile sind beschriftet mit "Trainingslager", "Kostüme und Rollenspiel" "Küchenhilfe bereitet blanchierte Ideen vor. Und Geistesblitze in Scheiben".

Aufgabe:
In der kreativen Einladung geht es darum diese Woche um eine liebevolle Beschäftigung mit den nicht ausgeführten Ideen.

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2: Zu viele Ideen? Warum Ideen manchmal zur Last werden und welche falschen Vorstellungen dahinter stecken.

Letztens war ich wieder mal bei einem sehr netten Stammtisch mit Kolleg*innen und da kam ein Thema zur Sprache, das ganz oft auf den Tisch kommt, wenn ein paar Kreative zusammen sitzen. Jemand sagte: “Ich hab zu viele Ideen und zu wenig Zeit”. Und die anderen am Tisch riefen gleich: “Genau, so geht’s mir auch” und alle seufzten über den Fluch der vielen Ideen. Aber ist das nicht verrückt? Warum sollte es schlecht sein, wenn man vor Ideen nur so sprudelt? Das Problem sind eben auch nicht die Ideen selbst, sondern das, was wir glauben mit ihnen machen zu müssen.

In dieser Podcast-Folge geht es um die Frage, warum Ideen manchmal zur Last werden können und um die Glaubenssätze, die dafür verantwortlich sind.

In der kreativen Einladung am Ende des Podcasts findest du Übungen, die dir helfen, dich von diesen Glaubenssätzen zu befreien.

Illustration: Kreative schaut unglücklich, um ihren Kopf herum lauter Blitze.

Letztens war ich wieder mal bei einem sehr netten Stammtisch mit Kolleg*innen und da kam ein Thema zur Sprache, das ganz oft auf den Tisch kommt, wenn ein paar Kreative zusammen sitzen. Jemand sagte: “Ich hab zu viele Ideen und zu wenig Zeit”. Und die anderen am Tisch riefen gleich: “Genau, so geht’s mir auch” und alle stöhnten und seufzten über den Fluch der vielen Ideen. Selbst kenne ich diesen Gedanken auch sehr gut.

Dabei ist das doch, wenn man in Ruhe darüber nachdenkt, vollkommen absurd. Warum sollte es etwas Schlechtes sein, zu viele Ideen zu haben? Es ist doch toll, wenn man vor Einfällen nur so sprudelt. Und Ideen sind doch nicht gefährlich. Sie kosten nichts. Sie wiegen auch nichts. Es ist nicht so, dass ein Kopf, der voller Ideen ist, zur Seite hängen würde. Ideen haben auch keine Nebenwirkungen, sie verbrauchen keinen Speicherplatz. Warum also sollten zu viele Ideen ein Problem sein?

Das Problem sind eben nicht die Ideen selbst, sondern das, was wir denken, mit den Ideen machen zu müssen. In unserer Gesellschaft gibt es zwei Vorstellungen, die dazu führen, dass Kreative ihre vielen Ideen als eine Last und als etwas Negatives erfahren.


Vorstellung 1: “Du musst das was mit machen!”

Die erste Vorstellung ist, dass man jede Idee, die man hat, auch ausführen muss. Und wenn man das nicht tut, verschwendet man die Idee. Oder das Produkt, dass da am Ende herauskommen kann. Oder das Geld, das man damit verdienen könnte. Und deshalb ist es oft so, dass wenn man eine Idee äußert, nur mal so, weil man gerade damit spielt, man von anderen zu hören bekommt: “Da musst du was mit machen”. Gerne noch in Verbindung mit: “Wenn du das nicht machst, dann bringt jemand anders das auf den Markt” und “Du musst deine Idee schützen lassen, damit sie nicht geklaut wird”. Und Schwupps, schon ist aus einer Idee und einer Möglichkeit eine Verpflichtung geworden. Eine Last. Und da die meisten Kreativen viele Ideen haben, tragen sie irgendwann eine ganze Menge solcher Verpflichten mit sich rum.

Aber der Gedanke, dass man jede Idee auch nutzen muss, ist Quatsch. Denn eine Idee ist kein Samenkorn.

Wenn ich ein Samenkorn von einer Sonnenblume in die Erde stecke, dann kann ich mir ziemlich sicher sein, dass da – wenn ich hin und wieder gieße und jäte – nach einer Weile eine Sonnenblume rauskommen wird. Denn das Samenkorn stammt von einer schon bestehenden Sonnenblume. Es gibt sie schon und durch das Samenkorn wird sie quasi dupliziert.

Aber bei einer Idee ist das ganz anders. Denn eine Idee ist eben nicht das Samenkorn eines schon bestehenden Produkts, Projekts, Blume. Eine kreative Idee bedeutet ja: Wir machen etwas Neues, etwas das es noch nicht gibt. Und deshalb hat man auch keinerlei Garantie, was dabei rauskommt. Oder dass etwas dabei rauskommt. Es ist eben nur eine Idee. Und wenn ich eine Idee nicht nutze, ist das deshalb auch nicht dasselbe wie ein Sonnenblumen-Samenkorn wegzuwerfen. In dem klitzekleine Fünkchen einer Idee ist noch nicht etwas Fertiges angelegt und deshalb ist es auch keine Verschwendung, wenn ich diese Idee nicht nutze.

Der zweite Grund, warum mich eine Idee nicht zur Ausführung verpflichten sollte, ist, dass diese Ausführung unheimlich viel Arbeit ist. Edison hat mal gesagt, die Idee ist nur 1% und der Rest ist Schweiß und harte Arbeit, also 99%. Als Kreative ist es wichtig, sich dieses Verhältnis bewusst zu machen. Wenn ich eine Idee für ein Projekt habe, dann ist das eben nur der erste Schritt eines oft sehr langen Weges. Wenn man mit der Idee schon 90% der Arbeit geschafft hätte, dann könnte man vielleicht sagen: Den größten Teil hab ich jetzt, na gut, dann mache ich den Rest auch noch. Aber so ist es bei Ideen eben nicht. Ich habe mit der Idee nur ein minikleines Fitzelchen des langen Weges geschaftt. Und ob ich den riesigen Rest des Weges gehen will, muss ich mir reiflich überlegen. Dafür brauche ich nämlich ganz viel Motivation. Das muss mir so wichtig sein, dass ich alles andere eine Zeit lang zur Seite stellen und diesen Weg gehen will.

Meine Verantwortung ist eben weniger, jede Idee zu nutzen. Sondern zu überlegen: Wie nutze ich als Kreative meine Zeit. Welche von meinen vielen Ideen sind mir am wichtigsten. Und dann ist es eben oft richtig zu sagen: Die Idee ist zwar klasse, aber sie ist mir nicht so wichtig, dass ich sie jetzt ausführen will. Ich will mich lieber mit den Ideen beschäftigen, die mir besonders am Herzen liegen.


Vorstellung 2: “Arbeite nicht an mehreren Ideen gleichzeitig”

Die zweite Vorstellung, die Ideen zur Last werden lässt, ist, dass wir uns nicht mit mehreren Ideen gleichzeitig beschäftigen sollen. Dieser Gedanke führt bei vielen Kreativen zu großem Stress. Denn wenn ich das Gefühl habe, dass ich wenn ich eine neue Idee bekomme, dafür eine alte abstoßen muss, dann kann mich das natürlich unheimlich blockieren. Dann werde ich gezwungen mich zwischen Ideen zu entscheiden, die mir gleich wichtig sind. Oder bei denen ich noch nicht weiß, was genau ich damit anfangen will. Wie soll ich mich da entscheiden?

Es gibt auch keinerlei wissenschaftliche Belege dafür, dass Kreative sich immer nur auf eine Sache konzentrieren sollten. Im Gegenteil, es ist oft sogar supersinnvoll, um an mehreren Ideen gleichzeitig zu arbeiten. Und ein Gebiet auf dem das ganz praktisch sichtbar wird, ist in der Malerei. Es gibt beim Malen immer wieder Momente im Arbeitsprozess, wo eine Farbschicht erst trocknen muss. Deshalb arbeiten viele Maler an mehreren Leinwänden und Bildern gleichzeitig. Auf der einen Leinwand bringen sie schon mal die Grundierung an, bei der nächsten machen sie die Skizze oder eine erste Farbschicht.

Illustration: Kreative sitzt auf dem Boden, sie hat ganz viele Arme und alle weisen auf eine andere Idee

Doch Pausen und paralleles Arbeiten sind nicht nur wegen aus praktischen Gründen sinnvoll. Auch inhaltlich kann man nämlich manchmal nicht weiterarbeiten. Zum Beispiel, weil Informationen fehlen oder man sich über die nächsten Schritte nicht klar ist. Will ich hier einen Baum zeichnen oder lieber ein Haus? Mache ich in Rottönen weiter oder nehme grün hinzu?

Ich bin einfach noch nicht so weit und kann darum besser eine Pause machen. Das kann ein Spaziergang sein oder Abwaschen, mal ganz raustreten aus dem Prozess kann auch sinnvoll sein. Aber wenn ich jetzt gerade unheimlich Lust habe, zu malen, warum sollte ich dann nicht an einem neuen Bild anfangen. Oder an dem Bild weiterarbeiten, bei dem ich vor zwei Wochen nicht mehr weiterwusste.

Der kreative Prozess ist eben nicht linear und planbar. Ich kann nicht sagen: Ich mache erst das, dann das und dann das und dann bin ich fertig. Weil ich mit etwas Neuem und Nievorhergemachtem beschäftigt bin, werde immer wieder suchen müssen. Und die Inspiration kommt auch nicht immer gerade dann, wenn ich Zeit habe. Oder wenn Projekt X dran ist. Deshalb kann es im kreativen Prozess immer wieder sinnvoll sein, im einen Projekt mal innezuhalten. Und dann kann es sinnvoll sein und Spaß machen, an einem anderen Projekt weiterzuarbeiten.

Das ist nicht nur aus praktischen Gründen so oder um meine Zeit und Energie zu nutzen. Sondern auch, weil die verschiedenen Projekte einander positiv beeinflussen können. Das merke ich ganz oft. Ich komme bei Projekt A nicht weiter und arbeite stattdessen an Projekt B. Und entdecke dabei genau das, was mir für Projekt A gefehlt hat. Dann habe ich plötzlich das Puzzlesteinchen, das mir noch gefehlt hat. Und ich hätte es wohl nicht gefunden, wenn ich mich gezwungen hätte, an Projekt A weiter zu arbeiten. Mein Unterbewusstes hat mich auf den richtigen Weg geschickt - nämlich Projekt B.

Egal ob du es Magie oder Unterbewusstsein nennst: Es wirkt. Kreative Prozesse verstärken und inspirieren einander. Und wir sollten uns nicht von den hindernden Vorstellungen davon abhalten lassen, unserer Inspiration zu folgen. Darum habe ich für dich am Ende des Podcast ein paar kleine Übungen, die dir helfen, dich vom Ideen-Druck zu befreien. Du findest die Übungen ab Minute 14:00.

Im nächsten Teil dieser Serie geht es darum, warum das kreative Hirn überhaupt so viele Ideen produziert. Und das ist eben nicht, um sie alle auszuführen. Die Ideen haben andere, viel spannendere Aufgaben im kreativen Prozess.

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1: Die Kraft der Neugier: Wie sie deine Motivation nährt und deine Schatzkammer füllt

Neugier ist eine der wichtigsten kreativen Kräfte. Wie sie dir hilft, deine Motivation zu finden und dein Thema zu entdecken und was das mit dem episodischen Gedächtnis zu tun hat, darum geht es diese Woche bei “Volles Herz voraus”, dem Podcast für alle, die ein eigenes Projekt in die Welt bringen wollen.

Illustration zum Thema: Kreative Person untersucht Vieles gleichzeitig, mit Fernrohr, Hörrohr, Buch, eine Spinne festhalten

Der Podcast startet mit einer Serie zu den besonderen Eigenschaften und Kräften kreativer Menschen. In jeder Podcastfolge gibt es auch eine kreative Übung, die dir hilft, deine kreativen Kräfte zu reaktivieren und dich von hindernden Glaubenssätzen zu befreien.

Die erste kreative Kraft, die Neugier, wird meist unterschätzt. Aber für Kreative hat sie drei sehr wichtige Aufgaben. Was das für Aufgaben sind, was das mit dem episodischen Gedächtnis zu tun hat, warum die meisten von uns ihre Neugier eingedämmt haben und wie du sie wieder reaktivieren kannst, darum geht es in dieser Podcast-Folge.


Warum gehört Neugier zur Kreativität wie der Pinsel zur Wasserfarbe?

Hin und wieder schau ich in meinem Browser, was ich in den letzten 30 Tagen so in in den Suchmaschinen eingegeben habe und das ist manchmal ziemlich lustig. Im Nachhinein weiß ich nämlich oft gar nicht mehr, warum ich nachgeschaut habe, was passiert, wenn man einen Bären im Winterschlaf weckt. Oder ob Charlotte Brontë verheiratet war. Das hatte gar nichts mit meiner Arbeit zu tun, mein Gehirn hatte einfach das Bedürfnis nach dieser Information und ist dem nachgegangen. Früher kam ich mir wegen meiner vielen und nicht immer zusammenhängenden Interessen oft doof vor. Aber inzwischen weiß ich, dass die Neugier eine unserer wichtigsten kreativen Kräfte ist. Und zwar aus drei Gründen.

  1. Wir brauchen die Neugier um zu lernen.

Illustration: Kreative mit ganz vielen Fragen im Kopf

Die meisten von uns haben in ihrem Leben wohl irgendwann so Sachen gehört wie: “Frag doch nicht so viel”. “Du musst doch nicht alles wissen”. “Steck deine Nase nicht in Angelegenheiten, die dich nichts angehen”. Oder auch: “Das verstehst du noch nicht. Das ist nichts für Kinder”. Und die meisten haben dann begriffen, dass Neugier in unserer Gesellschaft nicht so gerne gesehen wird. Und das Wort: Neu-Gier sagt das ja eigentlich schon: Dass es um eine Gier geht, um etwas das zuviel ist. Das Wort an sich hat schon einen negativen Beiklang.

Und das ist wahnsinnig schade. Denn eigentlich geht es dabei um das Interesse an der Welt. Um das ursprüngliche Interesse, die Welt kennenzulernen, das kennenzulernen, was man noch nicht kennt. Sich für das zu öffnen, was man noch nicht kennt. Und das ist wahnsinnig wichtig, sowohl für unsere Fähigkeit zu lernen, als auch für unsere Fähigkeit, kreativ zu sein.

Illustration: Kreatives Kind untersucht eine Schachtel

Dieses ursprüngliche Interesse, die Welt kennenzulernen, ist in jedem von uns angelegt. Früher dachte man, dass das erst später im Leben kam, vielleicht in dem Moment, wo Kinder Fragen stellen konnte und des den Erwachsenen dadurch bewusst wurde. Doch heute sieht man in der Säuglingsforschung Neugier als etwas, das uns quasi schon mit der Geburt mitgegeben wurde. Und dass eben der Säugling schon neugierig ist. Und das ist auch notwendig. Denn um zu lernen, braucht man einen gewisse Neugier. Wer sich für nichts interessiert und das, was er noch nicht kennt, nicht kennenlernen will, kann nicht lernen. Und Neugier ist deshalb so wichtig in unserer Entwicklung und in unserem Lernen, weil sie uns antreibt, die Welt zu erkunden und zu lernen. Entweder einfach mit Blicken, beobachtend. Oder aktiv untersuchend, indem wir etwas wirklich probieren, darauf herumkauen, es schmecken oder schütteln und auf tausenderlei Weise experimentieren. Und später dann natürlich, indem wir Fragen stellen und mit anderen kommunizieren, weil wir etwas herauskriegen wollen, über uns, über die anderen, über die Welt. Und noch später dann mit Büchern oder Google, um eben mit technischen Mitteln Informationen zu sammeln.

Aber ursprünglich ist da eben dieses offen in die Welt schauen. Das was wir noch nicht kennen, kennenlernen wollen. Das was wir noch nicht können, ausprobieren wollen. Das ist erst mal wichtig, um überhaupt unsere Fähigkeiten und unser Wissen zu entwickeln.



2. Neugier macht uns einzigartig und lässt und seinen einzigartigen Schatz an Informationen sammeln.

Neugier verhindert, dass wir alle nur das Gleiche im Kopf haben. Ohne den Drang, unseren eigenen Fragen nachzugehen, würden wir nur das lernen, was uns in der Schule angeboten wird. Nur den Schulstoff. Oder das, was unsere Eltern uns so antragen. Und dann hätten wir am Ende alle mehr oder weniger das gleiche Wissen. Doch dadurch, dass wir eben unsere eigenen Fragen verfolgen, das was uns ganz persönlich interessiert, sammelt jede von uns, jeder von uns, ein einzigartiges Wissen. Was darunter liegt, ist, dass wir eine Schatzkammer anlegen. Einen ganz persönlichen Schatz an Informationen. Und dieser Schatz hat auch einen Platz im Gehirn und das ist das episodische Gedächtnis.

Wir haben im Gehirn nämlich zwei Arten, wie wir Informationen speichern können und erinnern können. Die eine Art können wir uns vorstellen, wie so einen Aktenschrank. Oder einen Karteikasten. Das ist das semantische Gedächtnis. Darin wird das, was wir erinnern, in Kategorien festgehalten. Alfabetisch oder nach Jahreszahlen sortiert. Oder nach Stichworten. Und wenn man dann zum Beispiel “1989” ruft, dann kommt aus diesem Gedächtnis die Antwort “Fall der Mauer”.

Auf der einen Seite haben wir also diesen ordentlichen Aktenschrank - und auf der anderen Seite haben wir das episodische Gedächtnis. Das kannst du dir vorstellen wie ein riesiges Netz. Denn im episodischen Gedächtnis erinnern wir die Sachen in ihrem Zusammenhang, als Episoden aus unserem Leben. Momente aus unserem Leben. Wir können uns das vorstellen wie Filmszenen, nur dass die quasi mit einer Kamera aufgenommen werden, die nicht nur Bild und Ton kann, sondern auch noch Geruch und Geschmack, und Haptik, also das was man fühlt, wenn man etwas anfasst. Und auch noch Gefühle. Und das wird alles zusammen erinnert.

Netz von Erfahrungen, die alle miteinander verbunden sind: ein Haus, ein Herz, ein Schuh, eine Person, ein Apfel usw.

So kann es zum Beispiel sein, dass du an deinen zehnten Geburtstag denkst und dass du dich an die Torte erinnerst, wie sie geschmeckt und gerochen hat und vielleicht auch noch an den Hund, der einen Happen von der Torte genommen hat und du erinnerst dich an das Parfüm von deiner Tante und wie du mit der Oma geschaukelt hast und an den Streit mit deiner Freundin. Du erinnerst dich, was du von wem geschenkt bekommen hast und wie du dich dabei gefühlt hast. Ob du dich gefreut hast oder geschämt oder geängstigt in diesen Momenten.

Im episodischen Gedächtnis sind die Sachen auf eine Weise miteinander verbunden, die mit unseren ganz persönlichen Bedeutungen zu tun hat. Da wird eben nicht nach allgemeinen Kriterien geschaut wie Jahreszahlen oder Stichworten, wie man sie in der Bibliothek haben könnte. Sondern danach, was für uns selbst Bedeutung hat.

Illustration: Filmstreifen mit verschiedenen Szenen

Und da kann es sein, dass zum Beispiel eine Verbindung besteht zwischen einer Muschel und einem Bären, weil du an einem bestimmten Tag eine Muschel gefunden hast und am gleichen Tag deinen Teddybären verloren hast. Und dann kann es sein, dass wenn jemand “Muschel” sagt, dass du dann an einen Bären denkst. Und jemand anders würde sagen: “Das hat doch gar keinen Zusammenhang” - doch du siehst eine Verbindung, die anderen nicht kennen. Durch deine Neugier und einzigartigen Interessen und Wahrnehmungen hast du einzigartige Verbindungen im Gehirn - die Vorausssetzung für alle kreative Arbeit.



3. Die Neugier führt uns zu unseren einzigartigen Themen für die kreative Arbeit

Nur weil wir durch unsere Neugier einzigartige Erfahrungen ein episodisches Gedächtnis voll einzigartiger Verbindungen haben, kommen wir auf neue und besondere Ideen. Wir verbinden wir in unseren Büchern oder Gedichten oder Projekten andere Dinge als andere Menschen, weil sie eben für uns diese spezielle Bedeutung haben. Weil wir Sachen in der Schatzkammer haben und kombinieren können, die andere eben nicht zur Verfügung haben.

Illustration eines kreativen Kopfes mit dem Erfahrungsschatz im Gehirn

Einzelne Fragen mögen oft zufällig wirken. Der Bär im Winterschlaf, die Familiensituation von Charlotte Bronte. Aber im Laufe unseres Lebens verdichten diese Fragen sich zu Lebensthemen. Zu unserer kreativen Queste, jenem inneren Auftrag, der uns antreibt und motiviert.

Es ist ganz wichtig, dass wir uns diese Aufgabe der Neugier immer wieder bewusst machen. Damit wir uns nicht in unserer Neugier einschränken lassen und auch nicht selber einschränken. Denn das passiert unheimlich schnell. Gerade weil wir alle diese Sätze im Kopf haben wie: “Bleib bei der Sache”, “Stell nicht so viele Fragen” und “Du musst nicht alles wissen”. Darum haben wir schnell das Gefühl, dass wir mit unserer Neugier vom Weg abkommen. Wenn wir etwas untersuchen, das nicht direkt zum Thema oder zur Aufgabe gehört, dann wirkt das überflüssig. Das ist so was ganz stark in unserem Denken verwurzeltes, dass man nichts überflüssiges machen soll, nichts lernen und sich nicht mit Fragen beschäftigen, die nicht “zur Sache tun”. Doch wie entscheidet man denn, was zur Sache tut? Denn wenn man mit etwas Einzigartigem beschäftigt ist, wenn wir unsere einzigartigen Fragen und Themen verfolgen, in unserem Leben, was eben die Aufgaben von kreativen Menschen ist, dann können wir ja gar nicht wissen, welches der richtige Weg ist und was zum Thema gehört. Wir suchen das Thema ja noch. Wir sind noch auf diesem Weg, überhaupt herauszufinden, was gehört zu unserem Thema. Die allgemeinen Kriterien gelten hier nicht. “Das gehört dazu” und “Das gehört nicht dazu”. Oder “Das ist Kunst” und “Das ist nicht Kunst”, gerade diese Kriterien sollten uns als Kreative eben nicht beschäftigen. Denn Kreativität ist ja oft, etwas verbinden, was davor noch niemand verbunden hat. Über Grenzen hinwegdenken. Lösungen aus anderen Gebieten hinzuziehen. Und etwas tun, das noch niemand versucht hat.

Und unsere Aufgabe als Kreative ist darum, der Neugier zu vertrauen und ihr zu folgen. Und eben nicht auf den gebahnten Wegen zu bleiben. Wenn wir immer auf den gebahnten Wegen bleiben, werden wir nichts Kreatives machen. Wir müssen da irgendwann mal von runter. Und unsere Neugier lockt uns eben immer wieder von den gebahnten Wegen weg, lockt uns, etwas zu untersuchen. Und zwar nicht nur als Kind, sondern auch als Erwachsene und immer wieder. Die meisten Kreativen bleiben nämlich ihr ganzes Leben lang neugierig. Sie haben immer wieder diese Momente, wo sie ein ganz neues Thema untersuchen und wie ein Kind ganz offen auf etwas Neues zugehen, mal was ausprobieren. Und sie haben auch diese vielseitigen Interessen.


Vorwärts kommen trotz tausend Interessen

Illustration Wegweiser mit Herz und darüber steht: "Auf deinem Kurs bleiben …"

Ist ja alles schön und gut mit der Neugier. Aber wie bekomme ich das im Alltag hin, meiner Neugier zu folgen und doch auch mit meinem Vorhaben zu Potte zu kommen? Früher hatte ich Angst, dass wenn meinen Interessen und meiner Neugier folge, dass ich mich dann immer wieder von meinem Kurs abbringen lassen würde. Und nie “etwas Richtiges” machen. Aber inzwischen glaube ich, dass das Gegenteil wahr ist. Dass gerade Menschen, die ihren wirklichen Interessen folgen, am Ende viel eher ihre Projekte in die Welt bringen. Weil sie ja am Kern ihrer Interessen arbeiten, an dem, was ihnen wirklich wichtig ist und sie motiviert. Und nicht an etwas, das ihnen nur auferlegt ist. Wenn man der eigenen Neugier folgt, findet man die eigenen Interessen und damit auch die Kraft und Motivation. Und tut eben genau das, was die eigene Berufung ist und den eigenen Werten entspricht. Und umgekehrt ist es aber auch so, dass wir dadurch, dass wir nicht gelernt haben, unserer Neugier zu folgen, wir unsere inneren Fragen und Themen verwahrlosen. Und unserer inneren Stimme nicht zuhören, die ruft “In die Richtung geht’s! “ Wir arbeiten daher oft nur am Rande unseres wirklichen Interesses, bearbeiten nur einen kleinen Teil unserer inneren Fragen und sind daher auch nicht mit voller Kraft oder eher: mit vollem Herz unterwegs.

Es ist also wichtig, dass wir unsere Neugier wieder reaktivieren, ihr wieder mehr Raum geben und ihr vertrauen, dass sie uns an spannende und wichtige Orte jenseits der gebahnten Wege führen wird. Darum habe ich als Kreative Einladung diese Woche ein paar kleine Übungen zum Thema Neugier für dich. Du findest sie im Podcast ab Minute 13:33.

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